Stell dir vor, du könntest Zellen automatisch füttern, beobachten und analysieren – ganz ohne stundenlanges Mikroskopieren per Hand. Genau das wollen wir mit unserem Jufo-Projekt bauen: Aus einem alten CNC-Router machen wir einen Pipettier- und Mikroskopierautomaten, der lebende Zellen über längere Zeiträume beobachten kann.
Statt Prototypen zu fräsen, bewegt unser umgebauter Router jetzt eine Kamera präzise über Proben wie Petrischalen, Mikrotiterplatten oder Glasobjektträger – und pipettiert bei Bedarf neue Lösungen direkt auf die Zellen.
🔬 Wie funktioniert unser DIY-Mikroskop?
Unser Mikroskop ist super einfach aufgebaut:
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Objektiv: Ein klassisches 10x Mikroskopobjektiv.
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Kamera: Eine USB-Kamera, direkt hinter dem Objektiv montiert.
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Tubus: Ein einfaches schwarzes Rohr (z. B. aus 3D-Druck oder PVC), das Streulicht verhindert.
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Beleuchtung: Eine LED-Matrix, die über das CNC-System oder einen Mikrocontroller gesteuert wird – zusammen mit einer Mattglasplatte ergibt das eine gleichmäßige Ausleuchtung von unten.
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Software: Alles wird von einem kleinen Script gesteuert – automatisch wird die Kamera bewegt, fokussiert, Bilder aufgenommen und analysiert.
Im Gegensatz zu einem normalen Mikroskop:
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Muss niemand mehr händisch fokussieren oder die Proben verschieben.
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Kann das System Proben pipettieren, neu beimpfen oder z. B. Nährlösungen austauschen.
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Eignet sich das System perfekt für Langzeitexperimente mit Zeitrafferaufnahmen über Stunden oder Tage.
🧫 Was kann man damit machen? Drei Beispielanwendungen:
1. Wachstum von Hefezellen (Saccharomyces cerevisiae)
Wir beobachten, wie sich Hefezellen in verschiedenen Zuckerlösungen entwickeln. Die Kamera dokumentiert stündlich, wie sich die Zellkolonien auf dem Agar ausbreiten – zum Beispiel mit Glukose, Fruktose oder gar keinem Zucker. Eine automatische Pipettierung erlaubt uns sogar, später neue Lösungen dazuzugeben.
Ziel: Einfluss von Nährstoffen auf Zellwachstum sichtbar machen.
2. Kresse-Keimung unter Salzeinfluss
Kressesamen wachsen auf einem feuchten Träger (z. B. Filterpapier in MTP). Unser Automat vergleicht das Wachstum bei Leitungswasser, leicht gesalzenem und stark gesalzenem Wasser. Die Kamera dokumentiert stündlich die Länge der Keimlinge, und ein Pipettierschritt sorgt für konstante Feuchtigkeit.
Ziel: Wie salzempfindlich ist Kresse? Ab wann hört sie auf zu wachsen?
3. Pantoffeltierchen auf Chemotaxis testen
Wir geben Pantoffeltierchen in eine flache Glasschale und beobachten, wie sie sich in Richtung verschiedener chemischer Stoffe bewegen. Der Automat pipettiert kleine Mengen von z. B. Kaffeesäure oder Zucker auf eine Seite der Schale und nimmt Zeitraffer-Videos auf.
Ziel: Können Pantoffeltierchen „riechen“?
🚀 Warum das spannend ist
Das Projekt bringt viele Disziplinen zusammen:
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Biologie, um lebende Organismen zu untersuchen.
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Technik, um Bewegung, Licht und Pipettierung zu automatisieren.
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Informatik, um Bildanalyse, Steuerung und Zeitraffer zu ermöglichen.
Statt stundenlang am Mikroskop zu sitzen, können wir ganze Versuchsreihen automatisieren – und gleichzeitig etwas über Leben, Verhalten und Wachstum im Kleinen lernen.