Auf die Idee, diesen Kurs durchzuführen, kamen wir sehr spontan. Ich meldete mich im Februar nach einer sehr langen Kontaktpause bei CASA e.V. Wir trafen uns auf einen Kaffee, kamen auf "Jugend forscht" zu sprechen und überlegten, ob man bei CASA e.V. auch etwas Technisches mit Kindern machen könnte. Bis zum Termin Ende Juli gab es noch 4-5 weitere Treffen, bei denen die Idee immer deutlichere Gestalt annahm. Mit jedem neuen Treffen entfernten wir uns von dem ursprünglichen Vorhaben, eine Firma zu suchen, die im Rahmen einer CSR-Aktivität eine solche Veranstaltung durchführt und sponsert, und entschieden uns dafür, alles vollständig in eigener Regie zu machen.
Ich habe mich bereit erklärt, das technische Programm für den Kurs vorzubereiten und begab mich auf die Suche nach Projekten und Experimenten für Kinder. Und wer sucht, der findet. Den ersten großen Anstoß für neue Ideen gaben mir die Kontexis-Hefte. Daraus könnte man lernen, aus den einfachsten Mitteln Funktionsmodelle und Experimente aufzubauen. Viele Inspirationen gaben mir die Experimente von Arvind Gupta. Und nicht zuletzt gaben die Videos und Berichte von anderen Kinderkursen die Sicherheit, dass es absolut realistisch sei, einen solchen Kurs aus eigenen Kräften heraus durchzuführen. Es war ein riesiges Glück, dass ich irgendwann bei meinen Experimentenrecherchen auf die Firma Opitec stieß. Mit den Angeboten von Opitec konnten wir die Modelle aufwändiger und interessanter planen und kamen immer noch mit einem günstigen Budget aus. Gerade für Solarmodelle bietet Opitec besonders günstige Motoren und Solarzellen an.
Den Rest konnte man im Baumarkt kaufen und die Holzteile mit einer Dekupiersäge zurechtschneiden. Ich habe einige Modelle ausprobiert und zum Schluss beschlossen wir, dass es eine Auswahl zwischen einem "Solar-Windrad", einem Solar-Karussell und einem Solarauto geben wird.
Am Montag, den 28. Juli 2014, war es endlich soweit. Gegen 10 Uhr begann das Haus "CASA im Grünen" sich mit Kindern zu füllen. Pünktlich zum Anfang um 10:30 waren alle da. Alle Kinder, die sich für den Kurs angemeldet hatten, kamen freiwillig an ihrem ersten Ferientag, um etwas Neues zu lernen. Das war für mich schon ein mächtiger Motivationsschub.
Nach kurzer Vorstellungsrunde ging's zum ersten Experiment und zugleich zu einem kleinen Wettbewerb. Die Kinder wurden in Gruppen eingeteilt, sollten eine Luftballonrakete basteln und testen, wessen am weitesten fährt. Aus der Wettbewerbsidee wurde leider nichts. Obwohl ich diese Variante der Rakete mehrfach getestet hatte, funktionierte sie bei kaum einer Gruppe richtig.
Nachdem jede Gruppe ihre "Rakete" einmal gestartet hatte und die Kinder vom Experiment eher enttäuscht waren, setzte ich meine große Hoffnung auf das nächste Experiment – die Filmdosenrakete. Die Rakete wurde mit einer Brausetablette und Wasser "getankt". Die Kinder bildeten einen Kreis um die Filmdose und ich erklärte das Funktionsprinzip. Der erste Start ging gleich in die Hose – 10 cm Flughöhe. Mit rhetorischen Beschwichtigungen versuchte ich, die Zeit beim Auftanken der zweiten und dritten Filmdose sowie einer Kaugummidose zu überbrücken. Alles vergebens! Die Filmdosen fielen auf die Seite und es lief eine gelbe Brühe aus ihnen heraus. Die Kaugummidose blieb auch nach drei Countdowns stehen. Die Gesichter wurden immer länger. Wir gaben auf und fingen an, die Kinder nach ihren Ideen zu fragen, was die Gründe für die Fehlstarts wohl seien und wie man es verbessern könnte. Die Kinder waren sehr kreativ und zeigten auch gutes Verständnis für die Funktionsweise dieser "Rakete". Wir waren mitten in der Diskussionsrunde, als plötzlich BAM! Die Kaugummidose flog 10 Meter hoch. Die Langeweile war von den Gesichtern verschwunden. Die Kinder holten sich die restlichen Dosen und die Brausetabletten, um das Experiment selbst auszuprobieren. Hin und wieder flog eine Dose in die Luft. Das Highlight des Experiments war die Kaugummidose, die letztendlich auf dem Dach landete.
Nachdem der Tag gerettet war, fingen wir mit unserem ersten Bastelobjekt an – dem "Heißen Draht". Der Aufbau besteht aus einem Holz- bzw. einem Gipskartonbrett mit Batteriehalterung, Widerstand, kleiner Glühlampe, LED, einem Piezosummer und einem gebogenen 2mm Kupferdraht. Alle Bauelemente sollten mit Reißzwecken an das Brett befestigt werden. Der Zweck des Experiments war, die Grundlagen der Elektrizität und den elektrischen Stromkreis kennenzulernen. Die Aufgabe gefiel den Kindern gut. Nachdem die erste Glühlampe leuchtete, stieg die Begeisterung hoch. Alle Kinder waren voll beim Basteln dabei. Die Reißzwecken konnten nicht von allen Kindern in das Holz gedrückt werden. Dafür hatten wir kleine Hämmer und Holzstäbchen vorgesehen – etwa 10 cm lang und 1 cm im Durchmesser. Damit konnten die Reißzwecken reingeschlagen werden. Auch das Abisolieren, was auch nicht einfach ist, klappte nicht so ganz. Da waren die Betreuer gefragt. Die Idee, einfache elektronische Schaltkreise mit den Reißzwecken aufzubauen, nahm ich aus dem Kontexis-Heft "Reißzwecken-Technologie". Damit ging der erste Tag zu Ende.
Am zweiten Tag kamen alle 14 Kinder an ihrem zweiten Schulferientag wieder pünktlich zum Kurs. Die Freude der Kursleiter war groß. An diesem Tag wollten wir ein "Windrad mit Solarantrieb" basteln. Die Funktionsweise hatten die Kinder schon am Vortag kennengelernt. Sie wussten, dass das Modell weder ein guter Ventilator ist, noch die Windkraft nutzt, sondern dass es nur ein schönes Solarmodell ist. Nach dem Schleifen der Holzteile mit dem Sandpapier wurden die Bauteile Motor, Propeller und Solarzelle nach und nach ausgeteilt, und die Kinder haben alles meist eigenständig aufgebaut. Der Aufbau dauerte weniger, als wir von der Zeit her eingeplant hatten, deshalb hatten wir die Bastelarbeiten mehrmals für kleine Spiele und Experimente und Erklärungen unterbrochen.
Ein schönes Spiel haben wir uns spontan überlegt und ausgearbeitet. Es hieß – "Büroklammern angeln". Die Kinder haben mit einem Magneten eine Schere magnetisiert, indem sie immer wieder (ca. 50 Mal) mit demselben Pol an der Schere entlang führten. Danach wurde die Schere an den Griffen durch einen Faden mit einem Stift verbunden – fertig war die Angel. Auf einem runden Tisch waren Büroklammern verteilt. Nach dem Startsignal gingen die Kinder mit ihren Angeln zum Tisch und versuchten, sich von den Büroklammern so viele wie möglich zu "angeln". Gewonnen hat, wer den Magneten am schnellsten und öftesten an der Schere entlang fuhr, ohne den Pol zu verwechseln und somit die stärkste Magnetschere herstellte.
Da wir den Abschluss des Kurses mit den Wasserraketen feiern wollten, haben wir 3 Starts währen den Bastelpausen vorgeführt. Die Konstruktion, die ich ausgewählt hatte, war sehr einfach. Es gab nicht mal einen Auslösemechanismus - es wurde solange gepumpt, bis die PET-Flasche irgendwann von selbst flog. Nichtsdestotrotz schaffte die Rakete es höher als das Schulgebäude. Die Begeisterung und die Überraschung waren sehr hoch. Die Kinder bekamen eine guten Vorgeschmack auf das Ende des Kurses.
Um die Funktionsweise eines Motors zu erklären, bereitete ich eine "Gummibärchen-Schaukel" und einen auseinander genommenen kleinen Motor, der dennoch funktionstüchtig war. Mit der Schaukel ( ein stromdurchflossener Leiter, der sich im Magnetfeld bewegt) wollte ich die Lorentzkraft erklären, mit dem gehäuselosen Motor - die Umschaltung des Magnetfeldes. Beides ist mir wenig gelungen, weil ich mich noch auf meinen Gedächtnis aus der Schulzeiten verlassen hatte. Die Kinder fanden die Experimente anscheinend dennoch interessant, weil einige zwischendurch damit selbst experimentierten und wollten sie sogar mitnehmen. Ich musste zum Schluss unter Kindern auslösen, wer die beiden Modelle bekommt.
Nachdem alle "Windräder" fertig waren und zu unserer gemeinsamen Freude auch an diesem schaurigen Tag draußen ganz gut drehten, haben die Kinder mit dem Bau ihrer Wasserraketen angefangen. Sie wurden in drei Gruppen aufgeteilt und bauten drei Raketen zusammen. Die Freude und die Aufregung rund um die Starts kann man schwer beschreiben. Alle drei flogen mehrmals in die Höhe – mit einigen Fehlstarts, einer "Explosion" einer der Startrampen und mit zwischenzeitlichem Hängen einer der Raketen in den Bäumen. Es war ein schöner und lustiger Abschluss.
Und wie geht es weiter? Es muss weitergehen. Die Kinder wollten sich schon für das nächste Jahr gleich anmelden. Diese Geduld berührt mich zutiefst. Ich hoffe, sie müssen gar nicht ein ganzes Jahr warten. Für mich war die Vorbereitungszeit und der Kurs selbst eine sehr intensive Erfahrung. Es war für mich auch eine große Freude, mit CASA zusammen so etwas zustande zu bringen. Die Organisation jenseits der Technik wie z.B. die Raumgestaltung, Verpflegung, Flyer haben die Mitarbeiter von CASA übernommen und hervorragend gemacht.
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